dear diary

Leh­rer­kom­pe­ten­zen in einer digi­ta­len Welt – der Anwalt des Teufels

Anläss­lich der Blog­pa­ra­de „Leh­rer­bil­dung – Kom­pe­ten­zen einer Lehr­kraft in der digi­ta­len Welt“ der Bil­dungs­punks habe ich ein kur­zes Gespräch mit dem Anwalt des Teu­fels geführt, das ich hier – nur um weni­ge Stel­len gekürzt – wiedergebe.

A.P.: „Dan­ke, dass Sie sich Zeit neh­men für die­ses Gespräch. Da Sie ja zu allem, was ich den­ke, eine Mei­nung haben, wäre ich sehr an Ihrer Sicht auf die unbe­dingt erfor­der­li­chen Kom­pe­ten­zen von Lehr­kräf­ten in einer digi­ta­len Welt interessiert.“

A.d.T.: „Jun­ge, ich sage dir gleich frei her­aus: alles Quatsch! Ich bin jetzt schon ein paar Jähr­chen dabei und kann es nicht mehr sehen, dass fast jedes Jahr­hun­dert eine neue Sau durch’s Dorf getrie­ben wird.“

A.P.: „Da bit­te ich dich um Ver­ständ­nis; für uns Men­schen ist es nicht ganz so unwich­tig, wie die Welt in der nächs­ten Zukunft aus­se­hen wird. Und zu wis­sen, was die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen ler­nen und kön­nen soll­ten, um auch über­mor­gen noch klar­zu­kom­men, ist gera­de für uns Leh­rer eine drän­gen­de Fra­ge. Wir wol­len es ihnen doch vermitteln.“

A.d.T.: „Und des­halb freu­en sich gera­de alle, wenn eure Kids ein Tablet bedie­nen kön­nen oder diver­se Apps ver­wen­den? Das kön­nen die doch auch ohne euch. Und die Leh­rer hecheln hin­ter­her und ler­nen flei­ßig, jedes neue Tool zu bedie­nen – köstlich!“

A.P.: „Aber ist das so falsch? Müs­sen wir nicht ver­su­chen, Schritt zu hal­ten mit dem Fort­schritt und den neu­en Mög­lich­kei­ten? Wenn wir die Tools nicht beherr­schen, wie sol­len wir sie dann mit den Jugend­li­chen nutzen?“

A.d.T.: „Schritt hal­ten könnt ihr da doch sowie­so nicht. Ers­tens habt ihr das gro­ße Glück, kei­nen Schim­mer von eurer Zukunft zu haben, wor­auf wollt ihr also vor­be­rei­ten? Zwei­tens sind eure Apps und Tools oft kurz­le­bi­ger als ███████████.
Bevor die Kin­der die Schu­le ver­las­sen haben, gibt es doch die Hälf­te all der net­ten Spie­le­rei­en, mit denen ihr euren Unter­richt digi­ta­li­siert, nicht mehr. Und wel­che Zukunft bit­te­schön soll das sein, in der Schü­ler irgend­wel­che Kärt­chen in die Luft zu hal­ten anstatt euch ein­fach zu antworten?“

A.P.: „Das letz­te ist jetzt aber ein Extrem­bei­spiel. Die meis­ten Lehr­kräf­te sind über die­se Pha­se der Digi­ta­li­sie­rung doch schon hin­aus.
Mei­ne Fra­ge beant­wor­tet das aber trotz­dem nicht. Las­sen wir die Tools mal bei­sei­te – wel­che Kom­pe­ten­zen braucht eine Lehr­kraft denn dann, um dem digi­ta­len Wan­del sel­ber gewach­sen zu sein und Schü­ler dar­auf vorzubereiten?“

A.d.T.: „Wenn wir die Tools bei­sei­te las­sen – die­sel­ben wie seit jeher: Auf­ge­schlos­sen­heit und Veränderungsbereitschaft!“

A.P.: „Auf­ge­schlos­sen­heit und Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft? Das klingt jetzt aber etwas sehr ein­fach, oder nicht?“

A.d.T.: „Jepp, aber so ist es. Jeder, der auf­ge­schlos­sen bleibt für die Ver­än­de­run­gen in der außer­schu­li­schen Welt und mit ein wenig Neu­gier­de immer wie­der über den Tel­ler­rand sei­ner stu­dier­ten Fächer und all­täg­li­chen Auf­ga­ben schaut, wird sich dem gesell­schaft­li­chen Wan­del doch nicht ver­schlie­ßen. Und auch wenn eure Welt █████ █████████████████ █████████████████ █████████ ████████████, ver­su­chen könnt ihr es ja.
Die Tools kom­men dann übri­gens schon von allei­ne. Wenn es eines gibt, das nütz­lich ist, wird ein auf­ge­schlos­se­ner Leh­rer das mit­be­kom­men und sich aneig­nen. Ver­liert das Tool sei­nen Wert, sorgt die Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft dafür, dass der Leh­rer dies ein­sieht und sich umstellt.
Auf­ge­schlos­se­ne Leh­rer las­sen sich übri­gens auch mal was von den Schü­lern bei­brin­gen, ihr müsst doch gar nicht alles können.“

A.P.: „Die Tools woll­ten wir ja bei­sei­te lassen.“

A.d.T.: „Okay, Schlau­mei­er. Wenn ich es rich­tig mit­be­kom­men habe, geht es denen, die nicht bloß quiz­zen und wischen wol­len, um das 4K-Modell aus Kom­mu­ni­ka­ti­onKol­la­bo­ra­ti­onKrea­ti­vi­tät und Kri­ti­schem Den­ken, rich­tig?
Ich per­sön­lich den­ke, ██████ ████████████████ ███████████, aber wenn, dann hel­fen auch hier Auf­ge­schlos­sen­heit und Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft.
Ein Leh­rer mit die­sen Kom­pe­ten­zen wird per se ein kri­ti­scher Geist und krea­tiv im Sin­ne von lösungs­ori­en­tiert sein.
Die Auf­ge­schlos­sen­heit wird auch dazu füh­ren, dass er sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le erwei­tert und sich ein per­sön­li­ches Lern-Netz­werk errich­tet.
Und man müss­te echt blind sein, um nicht das rie­si­ge Poten­zi­al zur Kol­la­bo­ra­ti­on zu erken­nen, das dem digi­ta­len Wan­del inne­wohnt. Kol­la­bo­ra­ti­ves Arbei­ten ent­las­tet übri­gens unge­mein – davon redet ihr Leh­rer doch immer, oder?“

A.P.: „Gut, ich ver­ste­he Sie also rich­tig: Es bedarf gar kei­ner beson­de­ren Digi­tal-Kom­pe­ten­zen. Wenn aber Ihrer Mei­nung nach Auf­ge­schlos­sen­heit und Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft tat­säch­lich die über­ge­ord­ne­ten Leh­rer­kom­pe­ten­zen sind, wie kön­nen die­se in der Leh­rer­bil­dung ver­mit­telt werden?“

A.d.T.: „Gar nicht.“

A.P.: „Bit­te?“

A.d.T.: „Das kannst du doch nicht bei­brin­gen. Ent­we­der bringt ein Leh­rer das mit oder eben nicht.
Allen­falls kön­nen Fach­se­mi­nar­lei­ter oder Men­to­ren in der Schu­le das vor­le­ben und so dazu anre­gen. Mehr ist nicht.“

A.P.: „Das klingt desillusioniert.“

A.d.T.: „Hey, ich bin der Anwalt des Teu­fels, was hast du erwar­tet? Und wenn du genau hin­siehst, erkennst du das doch sel­ber. Es sind immer nur eini­ge, die sich zuerst auf den Weg machen.
Und lan­ge nicht alle wer­den in die digi­ta­le Welt fol­gen, da herrscht doch auch gro­ße Angst.“

A.P.: „Angst?“

A.d.T.: „Noch ein­mal: Es geht doch nicht um irgend­wel­che Tools oder die Fra­ge, ob Tablets oder eige­nes Smart­phone! Der digi­ta­le Wan­del wir­belt doch eure gan­ze klei­nen Leh­rer­welt kom­plett durch­ein­an­der. Wer nicht erkennt, dass die Zeit des all­wis­sen­den Leh­rers vor der Tafel zuen­de geht, ist nicht nur nicht auf­ge­schlos­sen, son­dern blind.
Das Ler­nen und damit eure klei­ne net­te Insti­tu­ti­on Schu­le wird sich ver­än­dern. Hat es schon. Und wenn ihr da nicht mit­hal­tet, braucht es Schu­le irgend­wann nicht mehr. Ist sowie­so spätestens ████████ ████████████████████!“

A.P.: „Ich dan­ke für das Gespräch.“

A.d.T.: „Sind wir hier beim SPIEGEL oder was?“

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