Draußen ist es unverändert kalt, zumindest morgens, dafür sonnig.
Aber manchmal kommt die Wärme überraschend ganz woanders her.
Seit einem Jahr begegne ich fast täglich morgens beim Pendeln einer mir entgegen radelnden Frau; die ersten Monate habe ich versucht, zu grüßen und ihr ein „Moin” oder auch nur ein Nicken zu entlocken, dann habe ich aufgegeben, mir meine doch eher unfreundlichen Gedanken gemacht und irgendwann nicht einmal mehr vom Lenker aufgeblickt, wenn wir uns begegneten.
Heute kam sie mir nicht entgegen, sondern stand neben ihrem Rad am Wegesrand, und nach einem kurzen Zögern, über das ich mich ein wenig schäme, habe ich gehalten – es hätte ja eine Panne sein können, und da müssen wir Fahrrad-Pendler doch zusammenhalten.
Und plötzlich, so ganz aus der Nähe war der Gesichtsausdruck der Frau keineswegs unfreundlich oder abweisend, sondern äußerst sympathisch, und auf im Nu waren wir in ein nettes Gespräch vertieft über das Wetter (wie könnte es anders sein), die morgendliche Kälte (darum auch ihr Halt, sie musste nämlich Nase putzen) und den Wind, der auf trickreich-hinterlistige Weise uns beiden entgegenwehte und sicher (wie ja immer) im Verlaufe des Arbeitsvormittags für uns beide drehen würde, um selbiges auch nachmittags zu tun.
Nach einer Weile radelten wir dann wieder unserer Wege, und ich dachte still verschämt: „Ach guck …”
Morgen früh wird wieder gegrüßt.