Seit einigen Jahren werfen wir für Eltern und Kollegium in Dienstbesprechungen und Workshops zur Schulentwicklung Hochglanz-Folien an die Wand, auf denen von Sinnhaftigkeit, Selbstständigkeit, Projektorientierung und Eigenverantwortung die Rede ist.
Vergangene Woche hat dann der Chef auf die Bitte einer Kollegin hin zwei Karton „Collabora”-Sichtschutzwände für Tests und Klassenarbeiten bestellt.
Ein Riss, den ich seither nicht gekittet bekomme.
Das Gefühl, in wichtigen Bereichen meiner Arbeit seit Jahren erfolglos zu sein, ja, sogar versagt zu haben, kann ich niemandem wirklich vermitteln.
Vom Chef, der die Sache überraschend ins Lächerliche zieht, bis hin zu Kollegen, denen es schlicht egal ist, scheint der Widerspruch niemanden zu stören.
Wir können noch weitere sieben Jahre von Sinnhaftigkeit und Eigenverantwortung reden und Hochglanz-Folien hierzu an die Wand werfen – es bleiben Sonntagsreden, wenn wir am Montag solche Sichtschutzwände zwischen den Schülern aufstellen.
Wir bleiben erfolglos, wenn wir einerseits Schüler zur Eigenverantwortung erziehen wollen, nur um ihnen dann zu vermitteln, dass man ihnen misstraut und am Ende doch derjenige ist, der das Geschehen im Klassenraum kontrolliert.
Wir bleiben erfolglos, wenn unsere Prüfungskultur Klassenarbeiten bedeutet, die Sichtschutzwände benötigt.
Ich bin erfolglos geblieben.