Wochenende, 48.
Montag und Dienstag standen ganz im Zeichen der Elternsprechtage, zum wiederholten Male telefonisch.
Für jemanden, der so ungern telefoniert, wie ich, werden diese Nachmittage dadurch noch anstrengender. Außerdem hätte ich die Schüler gerne dabeigehabt, anstatt nur bestenfalls im Hintergrund.
Ich finde es ja immer besser, auch am Elternsprechtag direkt mit den Schülern zu sprechen, und bin mir anders nicht sicher, ob mein Lob und leise Kritik in meinem Wortlaut weitergegeben werden, oder ob nicht gerade im letzteren Fall immer noch eine Portion Mama oder Papa oben drauf kommen.
Aber ist ja jetzt nicht zu ändern.
Als Kollateralschaden ist dann auch noch die Schülerzeitungs-AG ausgefallen; mit meiner inzwischen auf fünf Personen geschrumpften Redaktion wird es eine echte Herausforderung, in diesem Halbjahr noch eine Zeitung herauszugeben.
Aber selbst ohne Zeitung am Ende: Dienstagnachmittags sitzen wir sechs entspannt und mit Keksen beisammen und haben jedenfalls viel Spaß bei dem, was wir da tun – ist in diesen Zeiten vielleicht schon genug.
Im Schulleitungs-Team geht es gerade weniger fröhlich zu. Hätte mir mal jemand gesagt, dass wir uns eines Tages damit beschäftigen, wer wo Aufsicht über ungeimpfte Schulbegleitungen bei ihrer morgendlichen Testung führt, wie man Ordnungsmaßnahmen-Konferenzen angesichts von 2G-Plus rechtssicher als Videokonferenz abhält, oder wie man an Schuleingängen den Einlass kontrolliert, ich hätte ihn für verrückt erklärt.
Das mit der Einlasskontrolle ist aktuell das für mich Deprimierendste: Um die Lüftungsvorgaben und allgemeinen Hygieneregeln umsetzen zu können, bleibt das Schulgebäude bis kurz vor Unterrichtsbeginn geschlossen. Also eigentlich. Denn diejenigen, deren Bus schon früher kommt, können ja nicht vor der Tür stehengelassen werden. Also darf rein, wer seine Busfahrkarte vorzeigen kann.
In der Frühaufsicht zu erleben, wie die Kinder schon am zweiten Tag mit brav gezückter Fahrkarte und fragendem Blick durch die Tür kommen, hat mir Tränen in die Augen getrieben.
Schule sollte ein Ort sein, wo sich die Schüler willkommen fühlen, wo sie gerne mal früher hingehen und länger bleiben, weil dort ihre Freunde und freundliche Erwachsene sind. Schüler sollten nicht wie Roboter auf vorgegebenen Wegen an feste Plätze trotten, sondern durchs Gebäude streifen, Kumpels auf den Fluren treffen oder noch ein bisschen in versteckten Ecken miteinander abhängen, bevor es läutet.
Und wir Lehrer sollten nicht wie Justizvollzugsbeamte durch die Flure patroullieren müssen, um die Einhaltung all der Regeln, die wir uns schon selber nicht mehr merken können, zu überwachen.
Unterricht macht dafür umso mehr Spaß. In Deutsch geht es gerade um das Thema Medien und da bekommt man interessante Einblicke in mir inzwischen doch teilweise fremde Lebens- und Kulturwelten.
Manches Gespräch über Schüler-Erlebnisse mit Social Media dauert vielleicht länger als geplant, und manche Minute, um sich den neuesten heißen Scheiß auf TikTok zeigen zu lassen, mag vielleicht sinnlos verdaddelt scheinen, aber erstens ist mir das gerade egal und zweitens kann der “Stoff” auch mal warten.

