Wochenende, 17.
Verrückte Zeiten, aber wem sage ich das.
- Letzten Freitagmittag ein Brief aus dem Kultusministerium, demzufolge die Schulen in meinem Landkreis hätten zubleiben müssen, nachmittags dann die Verfügung vom Landkreis, dass die Schulen öffnen sollen. Im Ergebnis hatte die eine Hälfte der Schulen auf, die andere zu, und niemanden wundert so etwas noch.
- Das Testen der Schüler läuft überraschend reibungslos, die Selbsttests nach Hause zu verlagern war mal eine gute Idee, wie ich finde. Das Risiko, dass einer schummelt, erscheint mir eher in Kauf zu nehmen, als das Risiko 15 niesender Nasen vor mir.
- Die Schüler sind ohnehin erschreckend brav und auch erschreckend still. Manchmal denke ich, ich habe den falschen Raum erwischt, weil nicht schon vom Flur aus der von früher gewohnte Radau zu hören ist. Aber dann sind doch alle da und sitzen wie in einer chinesischen Lernfabrik an ihren Einzeltischen mit Mindestabstand. Schön ist das nicht anzusehen, und die einzigen, die das freut, sind die Hausmeister, weil fast nichts mehr kaputt geht.
- Höhepunkt der Woche war wohl der E-Mail-Austausch mit einem Vater, der mir vorwarf, dass ich seine Tochter nicht aufgefordert hätte, im Unterricht die Maske abzunehmen, obwohl sie doch ein Attest habe. Abgesehen davon, dass sich mir nicht erschließt, warum er ihr dann überhaupt eine gegeben hat, überrascht mich auch hier wieder, womit man sich als Lehrer in diesen Zeiten so beschäftigen muss. Inzwischen führt der gute Mann diese besondere Brieffreundschaft über das übrigens ungültige Attest mit der Rechtsabteilung fort, und sie hat schon fast mehr Folgen als Breaking Bad und einen ähnlichen Umgangston.
- Der Unterricht ist das Schönste in diesen Tagen. Die Fünftklässler genießen das Miteinander und den Austausch, und ich lasse sie wohl mehr reden, als dem so oft beschworenen “Stoff” guttut, aber es muss sein.
- Heute eine szenische Lesung in einer Fünften spontan mit dem Mikro aufgenommen, weil sie so toll gelesen haben, jetzt machen wir Hörspiele aus den Märchen, die wir gerade behandeln.
- Ansonsten gab es gefühlte Berge an Verwaltungskram, aber muss ja.
Bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass die Schule Montag noch da und noch auf ist, und dass man auch im Kultusministerium schon ins verdiente Wochenende gegangen ist und nicht gerade noch irgendwelche Briefe voller Überraschungen tippt.

